In Leonidio haben wir uns schnell eingelebt, wir lernen beim Klettern einige liebe Menschen kennen, mit denen wir am selben Parkplatz stehen. Aus Nachbarn*innen werden gute Freunde. Es gibt eine Kooperation zwischen der Stadt und der Klettercommunity, dass alle Kletter*innen mit ihren Autos/Campern bei einem Parkplatz am Strand stehen, damit nicht willkürlich überall geparkt wird. Am Parkplatz genießen wir Meerzugang, eine Stranddusche und WCs. Das Meer ist wild, mit hohen Wellen und sofort tief. Trotzdem ist es nach den Klettertagen eine willkommene Abkühlung. Langsam wird es unter Tags wirklich spürbar wärmer. Jeden Montag ist in Leonidio Markttag, wo die lokalen Bauern und Bäuerinnen ihre selbst angebauten und hergestellten Sachen verkaufen. Die Marktleute schenken uns gefühlt die selbe Menge, die wir kaufen und wir essen mehr Gemüse und Obst als zuvor. Nur Bananen vermissen wir, die wachsen hier nicht, dafür die saftigsten Orangen. Es gibt nur einen Supermarkt und was anderes als das Marktgemüse ist verhältnismäßig teuer. Wir testen hier Tag für Tag einen neuen Klettersektor und sind überwältigt von der Vielfalt der Routen und der Landschaft rund um Leonidio.
Nach einigen Wochen besucht uns Jasmin, eine Freundin aus Österreich, mit ihrem Hund Willi. Sie bleibt einige Tage hier und wir zeigen ihr die Freuden des Kletterns. Ein paar Nächte stehen wir auf einem Parkplatz über Leonidio, weil hier der Weg zum Klettersektor kürzer ist und wir werden zusätzlich belohnt durch eine unglaubliche Aussicht. Eine Nacht geht’s dann auch auf einen Campingplatz, um die Waschmaschinen zu nützen und unsere Elke wieder einmal richtig durchzuputzen, Dinge zu sortieren und Jasmins Sachen von unseren wieder auseinanderzuklauben. Am nächsten Morgen fahren wir dann zu einer Bucht ca. 60 km südlich von Leonidio. Am höchsten Punkt lassen wir Jasmin und Willi raus, damit sie sich die Bergwertung mit dem Rad sparen können.
In Vlychada treffen wir auch wieder auf bekannte Gesichter aus Leonidio. Die wunderschöne Bucht bietet zusätzlich einen Klettersektor direkt am Meer. Wir sind so begeistert von der Bucht, dass wir hier fast eine Woche bleiben und die Nähe zum Meer und Fels ohne Handynetz genießen. Mit den Zehen im feinen Kies und den Bergen im Rücken genießen wir die langen Tage. Das Meer ist hier kalt, tief und klar. Mit unseren Nachbarn*innen kochen wir und erzählen uns beim Lagerfeuer Geschichten, hier sehen wir Schakale, Vipern und Sternschnuppen.
Unsere Wasservorräte neigen sich dem Ende zu und wir machen uns auf den Weg nach Norden, in eine Bucht bei Kyparissi. In einem Flussbett sehen wir schon einige Camper stehen und darunter auch einige Kletterfreund*innen aus Leonidio. Der Abend endet in der Taverne und wir bestellen in der großen Gruppe einige Leckereien zum Teilen, so wie man es hier in Griechenland macht. Der Tisch ist voll beladen und jede*r kann von allem kosten. Die nächsten Tage sind Pausetage vom Klettern und das nützen wir gleich mal für eine längere Standuppaddle-Tour. An den Abenden gibt es Lagerfeuer und es wird gemeinsam gekocht. Unter tags lernen wir neue Tricks voneinander oder feuern uns an der Wand beim Klettern an.
Es stellt sich heraus, dass Luki zwei Angeln dabei hat und wir sind höchst motiviert, zu fischen. Siegessicher, dass das heutige Abendessen gefischt wird, machen wir uns auf den Weg zum Hafen, wo wir die Tage einige lokale Fischer*innen gesehen haben. Der erste Versuch, Fische zu fangen endet mit ein paar Knoten in der Angel und das einzige, was anbeißt, ist der Hafenbeton. Wir dürften einen so hilflosen Eindruck gemacht haben, dass, kurz bevor wir mit leeren Händen gehen wollen, uns ein lokaler Fischer aufhaltet und uns sein Rezept für die Köder verrät. Demütig gehen wir zurück zu unserem Parkplatz, an der Taverne vorbei, von wo aus wir frisch gebratenen Fisch riechen. Heute gibt es vegane Lasagne, auch nicht schlecht. Zwei Tage später mischen wir uns das Rezept und sind wieder sicher, etwas zu fangen, diesmal klappt es auch. Das Fischen ist erfolgreicher als gedacht, die Fische lieben unsere Köder und wir fühlen uns so, als könnten wir jeden Fisch fangen. Xavier fängt mit seinen zwei Haken gleich beim ersten Versuch zwei Fische auf einmal. Nachdem der Eimer voll ist, geht es stolz zurück zum Parkplatz und das Lagerfeuer und die Fische werden vorbereitet.
In Kyparissi sind die Felsen am Vormittag in der Sonne, was ein gemütliches Frühstücken möglich macht, bevor wir am Nachmittag im Schatten klettern. Mittlerweile sind die Tage heiß und die Nächte warm, aber hier können wir bei offenen Türen schlafen, Gelsen gibt es zum Glück keine. Nach einer wunderschönen Woche in Kyparissi gehts dann wieder ab Richtung Leonidio. Am Abend treffen wir uns mit Anna, einer Freundin aus Österreich, welche mit dem Bus vom Flughafen Athen nach Leonidio gekommen ist. Wir genießen den Abend in einer Taverne und schlafen auf unserem altbekannten Parkplatz, mit einem Haufen Gelsen. Anna hat unsere Amazon-Lieferung mit den lang ersehnten Gelsennetzen mitgebracht. In der Früh geht’s nochmal auf den Wochenmarkt, dann machen wir uns auf den Weg Richtung Norden. Wir haben uns vorgenommen, die nächsten Tage eine Kletterpause einzulegen, jedoch machen wir Anna das Klettern so schmackhaft, dass wir uns noch einen Klettersektor nördlich von Leonidio heraussuchen und einen lustigen Tag am Fels verbringen. Wir fahren nach dem erfolgreichen Klettern noch etwas Richtung Norden zu einer Bucht mit Sandstrand, wo das Meer vom Sand dreckig wirkt. In der Früh fahren wir dann weiter und machen einen Stopp beim Kanal von Korinth, welcher die Halbinsel Peloponnes vom Festland trennt. Am nächsten Tag fahren wir nach Athen. Wir erkunden die Stadt zunächst zu Fuß und verabschieden uns am Abend von Anna, die wieder zurückfliegt.
Die nächsten Tage verbringen wir in Athen und erkunden die Stadt zu Fuß und mit den Rädern. Wir finden einen Schuster, der Vanessas Barfußschuhe wieder zusammennäht und eine Schneiderin, die unsere Kletterhosen flickt.
Es ist glühend heiß und die Betonparkplätze bieten wenig Schatten oder Privatsphäre. René kränkelt noch dazu und die Nächte sind stickig und kurz. Nach einigen Tagen in der Großstadt fahren wir weiter Richtung Norden und machen einen kurzen Stopp bei den schon bekannten heißen Quellen bei Lamia. Selbst bei diesen Temperaturen sind die heißen Schwefelquellen im Schatten ein Genuss. Die Fahrt war lange bis hierher und wir suchen uns östlich von Lamia einen Strandspot für die Nacht. Den nächsten Tag nützen wir, um unser Moskitonetz endlich an der Schiebetür zu befestigen und uns unserem nächsten Ziel, dem Olymp zu nähern. Wir parken auf einem Parkplatz am Meer und bereiten uns für die lange Wanderung vor. Am nächsten Tag fahren wir gemütlich auf unseren Ausgangspunkt für die Olympbesteigung auf knapp über 1000m. Hier ist es seit langem wieder angenehm kühl, jedoch klettert ein ganzes Ameisenvolk über einen Ast und die Lüftung in unseren Bus. Erst Tage später sind wir die Ameisen wieder los und Elke so sauber wie noch nie.
Wir nähern uns unserer letzten Stadt, die wir in Griechenland besuchen. In Thessaloniki sind wir zufällig am Wochenende und wir bekommen das volle Nachtleben der Stadt mit. Eine heiße Nacht voller Trubel genügt uns und wir fahren Richtung Osten, bis kurz vor Kavala. Der Spot bietet uns einen wunderschönen Sandstrand. Das Meer ist hier oben lange seicht und so ruhig wie ein See. Der nächste Strand, an dem wir nach dem letzten Klettertag in Griechenland eine Nacht verbringen, ist wahrscheinlich der schönste. Der weiße Sand ist hier wahnsinnig fein und das Meer unglaublich klar. Zum Meeresrauschen planen wir die Route in die Türkei, erledigen noch letzte wichtige Anrufe und bekommen Dokumente, bevor wir mit offenen Türen und einer angenehmen Meeresbriese einschlafen.
Etappe 6: 1400km
Bis jetzt ein laaaaanger Urlaub - ab jetzt ein echtes Abenteuer! Wünsch Euch viele tolle Eindrücke und reibungslose Weiterfahrt!