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Abenteuer Panch Pokhari Trek: Himalaya Teil 2

Weit wandern im Langtang Nationalpark

In diesem Artikel nehmen wir euch mit auf ein Abenteuer, das sich am Erdboden einer Bergbauernhütte, irgendwo im Dschungel des Langtang Nationalparks, zuträgt. Von einer grünen Wiese, auf der ein oranges Zelt steht, das auf die Berge des Himalayas schaut und ein pinker Hang, auf dem drei Yaks grasen und lieber nicht gestört werden wollen. Die Geschichte handelt von Menschen, die am Berg geboren wurden und den Dschungel noch nie verlassen haben. Sie handelt von Menschen, die mehrere Tage schweres Gepäck über Berge schleppen, auf der Suche nach Wasser. Und zwei dieser Menschen waren in einer heißen und zugleich regnerischen Woche Ende Mai wir beide.

Ende Mai packen wir unsere Campingausrüstung und machen uns auf, einen ganz anderen Trek zu wandern. Von Syaule Bazar aus wollen wir zu den Panch Pokhari, den fünf Seen wandern, die von Lord Shiva bewohnt werden und deshalb auch ein beliebter Pilgerort für gläubige Hinduist*innen sind. Vor allem zu Vollmond sind die Seen besonders spirituell geladen, da sich Gläubige von ihren Sünden frei waschen können. Diesmal beantragen wir kein Permit, gehen davon aus, dass es keine Teahouses gibt, und freuen uns auf ein echtes Abenteuer am Rande des Langtang Nationalparks.


Tag 1: Von Kathmandu aus nehmen wir den öffentlichen Bus, der uns bis Chautara bringt. Von dort steigen wir in ein Taxi bis Syaule auf 1600m. Wir starten den Trek durch Terassenfelder bei brühender, drückender Hitze. Wir gehen an bunten Häusern vorbei, aus denen uns die Menschen verwundert, aber freundlich grüßen. Wir versuchen uns an das schwere Gewicht unserer Rucksäcke zu gewöhnen, das unangenehm auf unsere Schultern drückt.

 
 

Als wir kurz vor Phusre sind, sehen wir auf der anderen Talseite eine riesige Regenwolke und hoffen, dass sie sich nicht in unsere Richtung entlädt. Doch nur wenige Augenblicke später schüttet es aus Badewannen auf uns. Wir verstecken uns im Pinienwald vor den Blitzen und dem Regen, doch nach wenigen Minuten sind wir bis auf die Unterhosen durchnässt. Als die Blitze nachlassen, wandern wir über die Straße, die zu einem Fluss geworden ist, in das nächste Dorf. Bei einem Tee stellen wir zum ersten Mal unseren Abenteuerwillen in Frage. Doch wir gehen schließlich weiter und kommen vor Okhreni bei einem Militärstützpunkt vorbei. Ob wir ein Permit haben oder nicht interessiert hier niemanden, der freundliche Beamte erklärt uns nur, dass heute das Wetter nicht gut ist, um zu den Panch Pokhari zu gehen. Wir gehen weiter in den immer dichter werdenden Dschungel hinein. Die Luft ist fast zu feucht zum Atmen und wegen dem Nebel sehen wir keine zehn Meter weit.

 
 

Schließlich erreichen wir ein einsam wirkendes Bauerndorf, wir denken, es handelt sich um Maidan, wo theoretisch auch der erste Campspot eingezeichnet ist. Ein Bauer steht gerade am Feld und deutet uns, mit ihm mitzukommen. Er bringt uns in seine Hütte, wo eine rundgesichtige Frau am Erdboden sitzt und gerade Feuer macht. Herzlich laden sie uns ein, in ihrer Hütte zu schlafen. Wir sind völlig durchnässt und hungrig und nehmen das Angebot dankend an. Trotz verschiedener Sprachen erzählen wir uns an diesem Nachmittag viel. Die Frau hat in dieser Hütte sechs Kinder zur Welt gebracht, die jetzt alle in Kathmandu leben und arbeiten und kaum noch zu Besuch kommen. Die beiden bauen alle Lebensmittel, die sie und ihre Kühe brauchen, selbst an. Ihre Hütte steht inmitten von grünen Terassenfeldern. Sie besitzen ein altes Handy, über das sie hin und wieder mit ihren Kindern sprechen können. Vor kurzem wurde eine Stromleitung verlegt, die ab und zu Strom schickt. Gekocht wird über offener Flamme. Die Frau bereitet Dal Bhat zu, während sich die Küche mit Rauch füllt. Unsere Augen tränen, doch wir wollen unsere kalten Füße und nassen Sachen unbedingt trocknen. Inzwischen bekommen wir Kartoffeln zu essen. Das sind die besten Kartoffeln, die wir je gegessen haben, ohne Butter, ohne Salz, purer Geschmack. Zu trinken bekommen wir ein leicht alkoholisches Getränk aus vergorener Gerste. Das schmeckt nach Darmreinigung, aber wir wollen nicht unhöflich sein und trinken den vergorenen Brei. Die Frau kocht Linsensuppe und gerade frisch gesammelte Pilze, während der Mann Getreide zuerst zu einem Brei stampft und dann zu einer knödelartigen Suppeneinlage formt. Die Pilze, die sie nicht verwendet, werden über das Feuer auf eine Strohmatte zu den anderen trockenen Pilzen gelegt. Wir essen alle gemeinsam am Erdboden, lachen über die Hühner, die sich auch etwas erhoffen und sind über die gegenseitige Gesellschaft glücklich.

 
 

Die Schüsseln werden anschließend mit Gerste ausgewischt und die Reste aus Schüsseln und Bechern in den Trog für die Kühe gerieben. Als die Sonne untergegangen ist, legt die Frau noch Holz ins Feuer und verscheucht uns aus der Küche. Wenn es dunkel ist, ist Schlafenszeit. Lieber wären wir noch ein bisschen am warmen Erdboden gesessen, doch sie wirkt sehr bestimmt. Wir beide liegen in einem der drei harten Holzbetten, im gleichen Schlafzimmer schläft die Frau auf einem Bett und der Mann auf einem anderen. Wir fragen uns, wie die Familie das gemacht hat, als die sechs Kinder noch hier gewohnt haben. Um Punkt 19 Uhr ist alles dunkel und es wird geschlafen. Die Nacht ist eine der ruhigsten, die wir bisher hatten.


Tag 2: Als die Sonne beginnt, aufzugehen, werden wir schon wieder aus dem Bett gerufen. Zum Frühstück gibt es Milchtee mit gestampften Reisflocken. Wir wollen nicht gehen, uns noch ein bisschen bekochen lassen, doch wir haben noch eine lange Wanderung vor uns. Vanessas nasse Schuhe legt die Frau noch mit Plastikfetzen aus, damit die Socken trocken bleiben. Geld wollen sie keines annehmen, doch wir werden zumindest unseren Tigerbalsam gegen die Knieschmerzen der Frau los. Wir setzen die Wanderung fort, es ist erst der zweite Tag, doch es fühlt sich so an, als wären wir schon Tage unterwegs. Der Weg ist kaum markiert und wenn, dann auf nepalesisch, was wir nicht lesen können. Die Karte, die wir in Kathmandu besorgt haben, ist sehr ungenau und wichtige Abzweigungen gibt es nicht. Hin und wieder laufen uns zum Glück ein paar Sherpa über den Weg, die uns in die richtige Richtung deuten.

Sherpa nennt sich der Volksstamm, welcher in der Ostregion und rund um den Mount Everest zu Hause ist.  Den Menschen wird große Ausdauer und Naturverbundenheit nachgesagt, was wir auf der Wanderung nur zu gut bezeugen können. Einige Menschen der Gruppe der Sherpa sind noch im Dschungel des Langtang Nationalparks heimisch und versorgen sich Großteiles selbst.

 
 

Der Weg ist ein Trampelpfad und von den nassen Blättern streifen wir oft Blutegel mit, die sich an uns festsaugen. Doch mit ein bisschen Speisesalz werden wir die kleinen Tiere schnell wieder los. Als wir in Dobato ankommen, wo auf unserer Karte ein Zeltplatz markiert ist, stellen wir fest, dass es hier keine Wasserleitung gibt. Das letzte Mal haben wir heute Früh bei der Hütte aufgefüllt. Wir gehen also weiter, in der Hoffnung, doch noch auf Wasser zu stoßen. Auf 3300m stoßen wir auf eine verlassene Bergbauernsiedlung, wo gerade eine Gruppe Sherpa Rast macht. Als wir sie nach Wasser fragen, deuten sie auf eine Lacke in einem ausgerundeten Felsen. Das ist zumindest besser als nichts, denken wir und entscheiden, hier die Nacht zu verbringen. Am nächsten Tag würden wir im nächsten Camp sowieso auf Wasser stoßen, so die Hoffnung, bis dahin können wir auch einmal weniger trinken. Als wir unser Zelt unter einem Holzverschlag aufgestellt haben, beginnt es heftig zu regnen. Wir platzieren alle Gefäße, die wir finden können, um das Regenwasser aufzufangen. Als es aufgehört hat, können wir mit dem gewonnenen Wasser Reis und Linsen kochen.

 
René sitzt unter dem Dach am Lagerfeuer und schützt sich vor dem Regen
René trocknet Schuhe am Lagerfeuer
 

Später kommen zwei Bauern mit einem geschälten Baum vorbei, die sich sehr über unsere Anwesenheit hier wundern. Als wir sie nach Wasser fragen, deuten sie freundlich in eine Richtung. Sie wirken sehr bestimmt, weswegen sich Vanessa mit den leeren Trinkbeuteln im Gepäck, auf den Weg macht. Und tatsächlich findet sie nach 20-minütiger Wanderung ein kleines Rinnsal, bei dem sie die Beutel wieder voll befüllen kann. Das sollte wieder für einige Zeit reichen. Wir trocknen unsere Schuhe und Kleidung am Feuer und genießen die Stille.


Tag 3: Wir stehen wieder mit der Sonne auf und packen unsere Rucksäcke. Einige Zeit später kommen wir zu dem Camp 3 auf 3400m, wo sich eine permanente Wasserleitung befinden sollte, doch wir stellen fest, dass diese nicht funktioniert. Wir müssen also weiter nach Wasser suchen und unseren Vorrat klug einteilen. Der Wanderweg führt über einen Grat, von wo wir atemberaubende Aussicht hätten, wären diese Wolken nicht so hartnäckig. Wir kommen bei dem Platz vorbei, wo die Bauern am Vortag den geschälten Baum

aufgestellt haben. Weit und breit ist niemand, die Stimmung ist mystisch.

 
 

Wir steigen weiter auf und schließlich auf der anderen Seite des Bergkammes wieder nach unten. Als wir wieder im Rhododendron-Urwald angekommen sind, beginnt es zu tröpfeln. Unser Kartenmaterial hat sowohl analog als auch am Handy leere Stellen und der Weg ist nicht markiert. Schließlich stehen wir im dichten Wald und kommen nicht mehr weiter. Also alles auf Anfang. Wir marschieren wieder aus dem unübersichtlichen Urwald zu der letzten Stelle, die wie ein Wanderweg aussieht und folgen einer anderen Spur. Auch diese Spur entpuppt sich als ein Tierweg, denn nach ein paar hundert Metern stehen wir in einer Kuhherde. Eine Kuhherde ist aber schonmal ein gutes Zeichen, denn wo Kühe sind, sind Menschen meist nicht weit. Wir gehen wieder zurück und folgen der dritten Spur, auf welcher uns nach kurzer Zeit ein junger Kuhhirte in traditioneller Tracht entgegenkommt. Traditionellerweise tragen die Männer hier Röcke und weit geschnittene Wolljacken. Um die Taille befindet sich an einem Ledergürtel befestigt ein schön verzierter Sebel. Der Mann winkt uns in die richtige Richtung und meint auch, dass es dort Wasser gibt. Wir kommen wenig später bei einem jungen Pärchen vorbei, das sich hier mitten am Berg im Dschungel eine Hütte baut. Die Frau führt uns freundlich zu ihrer Wasserquelle, ein Tümpel unter den Wurzeln einiger Rhododendronbäume unweit der neuen Hütte. Wir sind uns nicht sicher, aber haben eigentlich keine Wahl, also filtern wir das Nötigste in eine Flasche und bedanken uns.

 
 

Nach ein paar Kilometern machen wir Pause und kochen uns mit dem Wasser eine Nudelsuppe. Dort überholt uns auch wieder die Gruppe Sherpa, die wir am Vortag beim Camp kennengelernt haben. Sie sind für die Nacht in das nächste Dorf abgestiegen und haben jetzt noch schwerere Säcke und zwei Menschen mehr dabei. Wir fragen nach Wasser, doch auch sie wandern ohne Wasser und trinken dort, wo es eben möglich ist. Doch sie versichern uns, dass auf der heutigen Etappe noch Wasser kommen wird. Unsere geplante Etappe ist eigentlich schon seit ein paar Kilometern vorbei, aber es bleibt uns dann doch nichts anderes übrig, als durstig weiterzugehen. Mittlerweile haben wir kein Wasser mehr in unseren Rucksäcken. Wir hängen uns an die Sherpa und versuchen, sie nicht zu verlieren, denn schon bald wird die Sonne untergehen. Sie tragen pro Person an die 20kg Reis, Getreide und Waren, doch bemerken auch unsere großen, schweren Rucksäcke. So kommt es, dass wir alle ca. das gleiche Tempo gehen und wir beide die ganze Etappe vom nächsten Tag heute schon gehen.

 
 

Wir erreichen einen Pass auf 3700m, wo uns ein einsamer Bauer aus seiner Holzhütte mit der besten Aussicht grüßt. Der Mann hat keine Wasserleitung und holt jeden Tag Wasser zu Fuß, es kann also nicht mehr weit sein. Doch es ist noch weit. Wir steigen wieder eine Stunde in eine feuchte Schlucht ab, bis die Sherpa uns überglücklich zurufen, dass wir nun angekommen sind. Tatsächlich sitzen die Männer und Frauen entspannt neben einem Fluss und trinken das kalte Wasser. Endlich können wir unsere Wasserreserven wieder befüllen, doch übernachten ist in dieser engen und feuchten Schlucht nicht möglich. Also gehen wir noch weitere fünf Kilometer hinter der Gruppe her, bis wir kurz vor Sonnenuntergang den Campspot für diese Nacht erreichen.

 
 

Diese Nacht verbringen wir in Hile, einem verlassenen Bergdorf auf 3500m. Es regnet

diesmal erst nachdem wir gekocht haben und wir fallen erschöpft auf unsere Schlafmatten.

 
 

Tag 4: Der nächste Morgen bietet ein einzigartiges Panorama in das Himalaya-Gebirge. Gegenüber von unserem Zelt lichten sich die Wolken und geben den Blick auf die hinteren höheren Berge frei.

 
 

Nach dem Frühstück nehmen wir nach den Sherpa auch den steilen Weg nach oben. Die Gruppe ist schon früh aufgebrochen und wir sind wieder auf uns gestellt. Wir wissen nicht, wie weit wir heute kommen und ob es Wasser am Weg gibt. Doch in dieser Szenerie zu wandern ist das alles auf jeden Fall wert. Wir kommen bei einer Herde Yaks vorbei, die gemütlich am Wanderweg liegt und die Aussicht genießt. Tourist*innen haben die furchteinflößenden Riesen erst selten gesehen. Deshalb sind sie auch sehr irritiert, als René ein bisschen zu nahe an ihnen vorbeigeht. Wir machen einem großen Bogen um die Bergmonster, wie sie hier auch genannt werden.

 
 

Mit jedem Meter, den wir weiter nach oben gehen, wird der Weg abenteuerlicher. Teilweise ist es nur über Holzbretter möglich, einen Felsvorsprung zu überwinden. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Ort Nasimpathi, wo der andere, touristische Panch Pokhari Trek hineinmündet. Im Ort wuselt es vor Menschen, was uns kurz überfordert. Hauptsächlich wandern hier indische und nepalesische Tourist*innen, viele von ihnen in weiße und rote Gewänder gewickelt, um Lord Shiva zu besuchen. Dann entscheiden wir uns, heute noch zu den Panch Pokhari aufzusteigen. Höhenmeter sind es theoretisch nicht mehr viele, aber wir unterschätzen diesen letzten Teil enorm. Die Steinstufen führen uns unzählige Male nach oben, nur um dann wieder alles hinunterzugehen. Wir wandern noch viele Kilometer und zigtausende Steinstufen nach oben, bis wir endlich unser Ziel erreichen.

 
 

Hier gibt es einige Hütten, die wie Teahouses funktionieren, in denen sich Wandernde aufwärmen und ein Dal Bhat essen können. Auch wir gönnen uns ein spärliches aber wohlverdientes Dal Bhat. Gleichzeitig mit uns kommen zwei Frauen in der Hütte an, wahrscheinlich Verwandte. Eine der Frauen trägt ihre kleine Tochter am Rücken. Das Kind ist barfuß und die Frau trägt Flipflops. Wahrscheinlich sind sie heute so wie wir zu Sonnenaufgang losgewandert, um jemanden zum Plaudern zu besuchen. Woher sie aufgestiegen sind, können wir nur erahnen. Hinter den steilen Felswänden können wir beobachten, wie einzelne Sherpa in Flipflops oder Gummistiefel bei den Seen ankommen. Der Weg würde uns laut unseren Berechnungen in zwei Tagen in das Langtang-Tal führen.

Gerade noch rechtzeitig vor dem Regen schlagen wir unser Zelt auf einem Hügel inmitten der fünf Seen auf. Wir schlafen heute auf 4068m.


Tag 5: In der Nacht hat es viel geregnet, doch als wir vor Sonnenaufgang aus dem Zelt kriechen, haben wir klare Sicht auf den Vollmond.

 
 

Nachdem wir alles gepackt haben, steigen wir zum Viewpoint, der über 4200m hoch ist, auf. Von dort aus sehen wir in das Jugal-Gebirge, dahinter Tibet und auf schneebedeckte Berggipfel des Himalayas. Auf der anderen Seite spiegeln sich die Felswände in den heiligen fünf Seen. Wir essen unser Frühstück auf dem Bergkamm. Danach konnte Vanessa es sich nicht nehmen lassen, in dem für sie höchsten See bisher ein Bad zu nehmen. Der See ist eisig, aber nichts im Vergleich zu einem österreichischen Gletschersee.

 
 

Danach folgt ein kapitaler Abstieg. Wir nehmen zum Abstieg den Tourist*innenweg, weil wir nicht nochmal den gleichen Weg zurück gehen wollen. Der Weg führt über unzählige Steinstufen in ein Tal und danach in das nächste und in das nächste. Wir wandern durch den feuchten Dschungel, gehen über einige Verbindungsbrücken und kommen bei einzelnen Teehäusern vorbei. Der Weg ist weit und irgendwo hegen wir die leise Hoffnung, vielleicht den Bus um 14Uhr nach Kathmandu erwischen zu können.

 
 

Doch wir haben die Weite der Täler unterschätzt. Mit wenigen Pausen gehen wir, bis unsere Füße uns von alleine tragen. Lachende Kinder schenken uns Beeren und wir sprechen den vielen indischen Wandertouris, die uns begegnen, Mut zu. Doch in Chimti auf 1850m kommen wir eine Stunde nachdem der Bus abgefahren ist, an. Dort checken wir in dem einzigen Hotel ein, das es in diesem langen Tal gibt und bestellen uns eine riesige Portion Momos. So weit sind wir an einem Tag noch nie gewandert. Unsere Schultern schmerzen von unseren schweren Rucksäcken und die Knie fühlen sich an wie Pudding. Wir beenden den Tag in den letzten Sonnenstrahlen, die es in das Tal schaffen und schlafen früh.


Tag 6: Um 6 Uhr ist Abfahrt vom öffentlichen Bus, direkt vor dem einzigen Hotel. Im Bus sind außer uns fast ausschließlich indische und nepalesische Touris, am Weg durch das Tal steigen auch immer wieder Einheimische zu. Dieser Bus fährt zwei Mal am Tag und ist das einzige Fortbewegungsmittel in diesem Tal. Autos gibt es keine, da es auch keine wirklichen Straßen gibt und Motorräder können sich nur die wenigsten Menschen hier leisten. Fast alle Menschen hier leben von der Landwirtschaft. Tourismus ist hier noch nicht erschlossen, was auch an der eher schlechten Verbindung zur Außenwelt liegt. Mit dem Allrad-Bus fahren wir über die einzige Straße, die in Österreich maximal als schlechter Forstweg durchgehen würde. Oft muss der Busfahrer in engen, erdigen Kurven mehrmals vor- und zurückfahren, um die Kurve zu schaffen.

 
 

Am Wegesrand sehen wir Tiere des Nationalparks in der Sonne schlafen, wie zum Beispiel eine Riesenechse. Wir fahren über 3h aus dem ewig langen Tal hinaus und kommen deshalb bei vielen Häusern, Feldern und Lebensrealitäten vorbei. Das Leben spielt sich hier draußen ab, die meisten Menschen leben so wie unsere Gastfamilie in der ersten Nacht, einfach. Sie arbeiten den ganzen Tag am Feld oder im Wald, schlagen Getreide und kümmern sich um Kinder. Sie leben von dem, was die Natur ihnen gibt, deshalb kann sich auch kaum eine Familie ein Busticket von dem Bus, in dem wir sitzen, leisten. Aber wo sollten sie auch hinfahren wollen? Sie sind arm und haben hier doch alles, was sie für ein glückliches Leben brauchen. Irgendwie ist es beruhigend zu sehen, dass es so ein ursprüngliches Leben noch gibt. Die Menschen lassen ihre Arbeit kurz liegen, wenn der Bus vorbeifährt. Denn viel anderes passiert hier auch nicht. Wenn sie in die Fenster schauen, haben sie ein großes Lächeln im Gesicht, wenn sie uns zwei Weiße entdecken. Riesige Echsen sind nicht die einzigen Tiere, die hier mit den Menschen mehr oder weniger im Einklang leben. Es gibt hier auch den roten Panda und Tiger. Die Menschen haben einen Weg gefunden, mit den Gefahren der Natur zu leben. Es gibt in Nepal abseits der Tourist*innenpfade noch sehr viel ursprüngliche Tradition, Kultur und unberührte Natur zu entdecken, was beruhigend ist, zu wissen. Diese Wanderung war ein wahres Abenteuer und definitiv ein Grund, wieder nach Nepal zu kommen und die vielen anderen Täler zu entdecken.

 

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