Wie fährt man mit dem eigenen Fahrzeug von Österreich bis nach Nepal, ohne eine Fähre oder ein Flugzeug benutzen zu müssen?
Diese Frage haben wir uns vor über einem Jahr gestellt und im Internet nicht wirklich brauchbare Tipps gefunden. Als wir im Jänner 2023 losgefahren sind, waren das österreichische Außenministerium, das deutsche Auswärtige Amt und Automobilclubs wie ÖAMTC und ADAC der Meinung, dass es keine offene Grenze zwischen Pakistan und Indien gibt. Wir haben also gedacht, dass es nur den Weg über China oder mittels Autofähre nach Indien gibt. Beides sehr teure Wege, die für uns nicht in Frage kamen. Die besten Dinge passieren aber ungeplant und wir sind aufgebrochen, um unseren eigenen Weg zu finden!
Wir sind ohne großen Plan einfach mal losgefahren und haben auf der Reise von anderen Reisenden und ihren Routen erfahren. Zum Glück waren wir nicht die ersten, die vorhatten, mit dem Auto nach Indien bzw. Nepal zu fahren. Weil wir auch nicht die letzten sein werden und immer mehr Menschen diesen Traum verfolgen, zeigen wir euch hier diemit dem eigenen Fahrzeug möglichen Routen .
Wir haben es tatsächlich geschafft, bis nach Nepal zu fahren, ohne Geld für Eskorten oder Verschiffung ausgegeben zu haben. Hier stellen wir euch die gängigsten Über-Land Routen und die ungefähren Kosten von Europa Richtung Nepal vor.
Wie wir das mit den Visa und Dokumenten, die wir alle ausschließlich von unterwegs aus beantragt haben, gemacht haben, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.
Routen-Option 1: Der Hippietrail
Diese Route ist die schnellste und kürzeste und somit auch die billigste. Den Namen hat die Route, weil die sogenannten Hippies der 1960er und -70er diesen Weg von Europa bis nach Südasien genommen haben. Über Istanbul reisten hauptsächlich Westeuropäer*innen und Nordamerikaner*innen weiter nach Teheran, Kabul, Peschawar und Lahore. Enddestinationen waren Goa, Kathmandu oder Bangkok. Alternativ reisten die Hippies auch von der Türkei nach Syrien, Jordanien und Irak in den Iran und dann weiter nach Osten. Teile der Route führten über die tausende Jahre alte Seidenstraße.
Ab 1979 konnte durch politische Veränderungen die Route durch Afghanistan und den Iran nicht mehr passiert werden. Doch in den 90ern schon öffnete sich der Iran wieder Tourist*innen gegenüber und Afghanistan konnte so südlich umgangen werden. Seit kurzer Zeit ist es durch den Abzug der USA aus Afghanistan auch wieder möglich, auf der alten Hippieroute zu reisen. Der Führer der Taliban höchstpersönlich hat auf Facebook bekannt gegeben, dass Tourist*innen nun nicht mehr von den Taliban entführt würden. Es entwickelt sich also in die richtige Richtung.
Von Indien oder Nepal aus ist es schwierig, kostengünstig weiter nach Osten zu reisen, ohne dieselbe Route zurück nehmen zu müssen. Alle Grenzen zu Myanmar sind für Tourist*innen momentan (2024) geschlossen. Dann gibt es nur noch die Option, über den teuren China-Weg weiterzureisen.
Routen-Option 2: Stan-Länder und China
Türkei – Georgien - Russland - Kasachstan – Usbekistan – Tajikistan – Kirghizistan – China - (Tibet nach Nepal) - (über den Khunjerab Pass nach) Pakistan – Indien – Nepal
Diese Route ist bei Overlandern ebenfalls sehr beliebt, aber teuer.
Für Russland wird ein Transitvisa benötigt. Die meisten Reisenden schaffen die Strecke von 700km von Georgien bis Kasachstan in 1,5-2 Tagen. Kosten mit Agentur für multiple Eintritte nach Russland: ~250€
Für die Durchreise durch China mit dem Fahrzeug muss ein Guide bezahlt werden, der einen immer begleitet. Dieser Guide will natürlich in Hotels schlafen und täglich essen. Ebenfalls wird für das Fahrzeug eine Kaution verlangt, ein chinesisches Nummernschild benötigt und alle Fahrer*innen brauchen einen chinesischen Führerschein. Bei mehreren Autos und Personen ist das Package billiger, da die Kosten dann durch die Gruppenmitglieder geteilt werden können. Kosten für fünf Tage Durchfahrt mit zwei Fahrzeugen und jeweils zwei Personen pro Fahrzeug: ~3400€ (also circa 850€ pro Person)
Seit diesem Jahr (2024) können auch österreichische und schweizer Staatsangehörige für 15 Tage in China visumsfrei einreisen. Für deutsche Staatsangehörige ist das schon seit 2023 erlaubt.
Soll die Tour auch durch Tibet gehen (zum Beispiel, wenn man direkt nach Nepal einreisen will oder von Nepal aus nach Südostasien fahren möchte), fallen für Tibet zusätzliche Gebühren an. Aber auch Tibet erlaubt seit diesem Jahr (2024) die Visumsfreie Einreise von bis zu 15 Tagen. Die Kosten belaufen sich auf 1600€ für eine Person und ein Fahrzeug und jede weitere Person im Fahrzeug kostet 400€ extra (für eine Gruppe von mindestens 5 Fahrzeugen). Kosten für Hotels, Eintritte, Essen, usw. sind natürlich nicht im Preis inbegriffen. Der Transit durch Tibet bis Laos dauert 14 Tage und es gibt einen Pausetag. Täglich müssen mindestens 350km zurückgelegt werden, manchmal auch 500k. Wenn am Auto etwas eingeht muss das Auto zurückgelassen werden, das Visa kann auf keinen Fall überzogen werden. Für einige Länder gibt es diese visumsfreie Einreise nicht, dann muss ein Gruppenvisa für 80€ pro Person für eine Gruppe von mindestens 4 Personen beantragt werden. Diesen Visa kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen und wird eher abgelehnt, wenn sich Stempel von muslimischen Ländern im Reisepass befinden.
Routen-Option 3: in den Nahen Osten und verschiffen
Türkei – Iran – Irak – Kuwait – Saudi-Arabien – (VAE) - Oman – Verschiffung + Flug nach Mumbai, Indien – Nepal
Kosten für die Verschiffung des Fahrzeugs nach Indien: an die 3000€ + Flug- und Hotelkosten. Die Verschiffung an sich ist nicht das Teuerste in dieser Option. Der indische Zoll verlangt nochmal extra für seine Arbeit. Generell ist es nicht zu empfehlen, in irgendeiner Art und Weise mit dem indischen Zoll in Berührung zu kommen. Das kostet um ein Vielfaches mehr an Nerven. Aber wenn das Visum für Pakistan verweigert wird, wie es so manchen geht, bleiben nicht mehr viele Optionen.
Option 3.1: Kurzweg in den Oman
Türkei - Irak – Saudi-Arabien - Oman – Verschiffung nach Indien - Nepal
Option 3.2: doppelt verschiffen
Türkei – Iran – Verschiffung nach VAE – Oman – Verschiffung nach Indien – Nepal
Unsere Route: Hippietrail mit Ausreißern
Türkei – Georgien – Armenien – Iran – Pakistan – Indien – Nepal
Nach Europa fuhren wir ungefähr über den klassischen Hippietrail nach Nepal. Diese Route ist die schnellste und kürzeste und somit auch die billigste. Doch führte der Weg der Hippies in den 1960er Jahren direkt von der Türkei in den Iran und danach durch Afghanistan, haben wir hier nicht die direkte Route genommen, sondern die Bergwelt Georgiens und Armeniens genossen. Ebenso haben wir den Hippietrail nicht in Istanbul gestartet, sondern ließen uns von den Kletterfelsen leiten. Außerdem haben wir Afghanistan am Hinweg ausgelassen und südlich umfahren, was eine Eskorte durch den pakistanischen Teil von Baluchistan mit sich brachte. Diese Eskorte ist aber gratis.
Es stellte sich heraus, dass es sehrwohl eine offene Grenze zwischen Pakistan und Indien gibt und als wir die EU verlassen haben, gestaltete sich jeder neue Grenzübergang leichter als der vorherige. An den Grenzen hatten wir nie Probleme, trotz dass wir wegen mangelnder Planung alle Visa und die meisten erforderlichen Dokumente von unterwegs aus beantragt haben.
Einen Erfahrungsbericht und Tipps und Tricks, wie wir alle Formalitäten von unterwegs aus erledigt haben, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.
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