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Anders reisen in Pakistan

Autorenbild: Vanessa & René Vanessa & René

Aktualisiert: 20. Feb. 2024

 

Pakistan ist das erste Land, das ganz anders ist als das Land davor. Die Kultur, die Menschen, die Armut, nichts war in einem Land zuvor so wie hier. Es gibt viele Menschen, die richtig arm sind. Trotzdem sind das Interesse und die Freude, mit uns zu sprechen umso aufrichtiger.

Wir nehmen euch mit in ein Land, das vielleicht nicht auf jeder Wunsch-Reiseliste steht.

 

Die erste Woche in Pakistan haben wir in der Eskorte und auf dem langen Highway nach Islamabad verbracht. In dieser Woche mussten wir uns schon auf eine andere Art des Reisens einstellen. Statt zu reisen, um da zu sein, reisen wir jetzt, um wohin zu kommen. Wir führen ein Truckerleben, schlafen hinter Gefängnismauern oder auf bewachten Raststationen, sehen die Menschen und das bunte Land an unserer Windschutzscheibe vorbeiziehen.


 
bunte LKWs am Weg durch Balochistan
Bunte LKWs in Balochistan
 

Nach einer Woche in diesem neuen Land kommen wir in Islamabad an. Gemeinsam mit unserem neuen Passagier Dominik machen wir uns auf die Suche nach einer Bar, um unsere Freiheit, welche wir in Islamabad endlich erreicht haben, zu feiern. Alkohol ist in Pakistan offiziell zwar verboten, dennoch gibt es eine Brauerei, die für die internationalen Hotels echtes Bier braut. In einem solchen Hotel fragen wir uns schlussendlich dann zu einer Bar durch. Wir drei stehen vor einer unscheinbaren Tür und sind uns nicht sicher, ob der Security uns über die Rumpelkammer wieder nach draußen schicken will. Als er die Tür ganz selbstverständlich für uns offensichtliche Touris öffnet, können wir es fast nicht glauben, aber wir stehen vor einer Stiege, die in den Keller zu einer hell beleuchteten Tür führt. Ab hier ist das Fotografieren streng verboten. Hinter dieser Tür befindet sich eine Bar, wie sie überall anders auf der Welt auch sein könnte, außer dass wir die einzigen Gäste hier sind. In der Ecke steht sogar ein geschmückter Tannenbaum, obwohl hier gar kein Weihnachten gefeiert wird. Es gibt einen Billardtisch und auf einem Fernseher läuft der Sportkanal, das pakistanische Bier aus der Dose schmeckt super, so feiern wir unseren ersten Abend in Islamabad. Wir genießen auch wieder das abwechslungsreiche Essen mit vegetarischen Optionen.


 
 

Unser Visum für Pakistan läuft jetzt noch drei Wochen, weswegen wir uns in Islamabad gleich an die Arbeit machen, um das Indien-Visum zu beantragen. Das machen wir in einer französischen Bäckerei mit echtem Brot und super W-Lan, unser Stammlokal für die nächsten Wochen.

Wir parken wieder mit allen anderen zusammen bei einem Park, der Autostopper und die Radfahrer*innen bauen dort sogar ihre Zelte auf. Zusammen mit drei weiteren Radfahrer*innen, die pünktlich am 24.12. Islamabad erreichen, feiern wir Weihnachten in einem großen gemieteten Haus. Bei den großen Hotels kann mit einem ausländischen Pass Alkohol besorgt werden und zusammen mit den vielen Sprachen kommt es uns so vor, wie ein kleines Fleckchen Europa mitten in Pakistan. Es gibt Knödel, Schokomousse und Beer-Pong.


 
 

Nach zwei Tagen trennen sich unsere Wege wieder. Die Radfahrer*innen wollen bis zum neuen Jahr die Strecke nach Lahore zurücklegen und ihr Visum von dort abholen. Wir bleiben mit den anderen Campern auf dem Parkplatz in Islamabad, fahren von dort aus mit Taxis zu den umliegenden Kletterwänden und genießen es, in einer festen Nachbarschaft mit Toilette und lieben Menschen zu „wohnen“. Die Stadt Islamabad ist unglaublich grün, es gibt in jeder Straße Bäume und in den Bäumen wohnen für uns neuartige Tiere. Überall laufen Affen herum, die bei den vielen Gemüseständen versuchen, Gemüse zu stehlen. Über der Stadt kreisen riesige Raubvögel, in der Nacht fliegen Fledermäuse vorbei, die fast so groß wie Adler sind.


 
 

Der Parkplatz neben einem großen Park ist in Islamabad schon bekannt dafür, dass dort immer ausländische Menschen mit ihren Campern parken, weswegen es fast täglich Besuch von interessierten Pakistanis gibt.

In den Taxifahrten lernen wir immer sehr nette Menschen kennen. Die meisten haben zwei oder drei Jobs, um sich ihr Leben leisten zu können. Trotzdem passiert es uns bei fast jeder zweiten Fahrt, dass die Fahrer uns auf die für uns sehr billige Fahrt einladen wollen. Weil wir doch Gäste in ihrem Land sind, und auf Gäste muss man gut Acht geben. Wir sind oft verständnislos, wenn sie unser Geld partout nicht annehmen wollen. Die enorme Gastfreundschaft, die wir im Iran genießen durften, setzt sich hier weiter fort. Wenn wir nach dem Klettern mit unseren pakistanischen Kletterfreunden etwas Essen oder einen Tee trinken gehen, werden wir auch von ihnen immer eingeladen. Wir sollen den Tee bezahlen, wenn sie uns mal in Österreich besuchen kommen, sagen sie. Leider ist es aber für Pakistani gar nicht leicht, ein Touristenvisum für ein europäisches Land zu bekommen. Aus Angst, dass unsere gutverdienenden Bergführerfreunde Europa dann nicht mehr verlassen würden, werden nur wenige Visa pro Jahr ausgestellt. Wir versuchen, die vielen Einladungen irgendwie wieder an Menschen, die nicht so viel haben, zurückzugeben. Denn zum ersten Mal auf unserer Reise sehen und erleben wir eine so krasse Armut, die ganz selbstverständlich neben Eigentumsvillen und Restaurants, auf der Straße in den Städten und in den Dörfern, existiert. Kinder beschäftigen sich damit, Plastikmüll zu sammeln, um noch etwas Brauch- oder Verwertbares zu finden. Die meisten von ihnen besitzen keine Schuhe und legen sich zum Schlafen auf ein Tuch auf dem Gehsteig. Wir sehen auch, dass mit diesem sichtbaren Leid hier anders umgegangen wird. Die Menschen, die hier leben, sehen nicht so aus, als würden sie die ganze Zeit traurig über fremdes Leid oder ihr eigenes sein.

Von einer Person haben wir besonders viel gelernt. Jeden Vormittag dreht ein Pakistani aus Punjab am Parkplatz seine Runde. Er besitzt ein Fahrrad und die Kleidung, die er anhat. Er nennt sich „Fakira“, der Name wird in der punjabischen Sprache Reisenden oder Asketen gegeben. Er schenkt uns täglich Früchte und will auch sein erschnorrtes Chicken-Biryami (Hühnchen mit Reis) aus der Plastiktüte mit uns teilen. Im Gegenzug will er nichts, außer manchmal mit uns Quatschen und einfach dasitzen, nach einiger Zeit nimmt er manchmal Tee mit Milch von uns an. Er steckt uns mit seiner unerschütterlichen guten Laune an, welche am Anfang lustig war, dann hat sie uns genervt, am Ende durften wir vieles lernen. Selbst als wir wegen Kälte und Krankheiten schlecht gelaunt oder wegen der Armut und dem Visum traurig sind, kann ihn und sein positives Gemüt nichts erschüttern.


 
 

Unser Freund Dominik, der deutsche Autostopper, sammelt nach Weihnachten Spenden für ein Slum am Rande von Islamabad. Er erreicht über 6000€. Davon können drei Operationen bei Kindern bezahlt, zwei defekte Wasserpumpen repariert und den Kindern Kleidung und Schulmaterialen gekauft werden. Außerdem erreicht er mit dem Geld, dass er einer afghanischen Familie das Land, auf dem ihre Hütten stehen, kaufen kann, wodurch sie für mindestens zehn Jahre keine Miete bezahlen müssen. Denn sogar in den Slums müssen die Menschen für ihre provisorischen Hütten Miete bezahlen. Es können auf dem Land auch Hütten für ihre Verwandten, welche aus Platzmangel in den Süden von Pakistan mussten, errichtet werden. All das hilft den einzelnen Familien enorm, ist jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dennoch ist es umso wichtiger, dass es Menschen wie Dominik gibt, die nicht wegschauen, sondern handeln.


 
 

Wir wissen, diese Armut und die damit verbunden Gefühle, die sie in uns auslöst, werden uns ab jetzt noch lange begleiten.

Ein paar Tage nach Weihnachten gibt es bei uns am Parkplatz erste krankheitsbedingte Ausfälle. Ein Virus nach dem anderen macht die Runde, am Parkplatz und auch in der Stadt. Beim Einkaufen husten alle Menschen, was hier ohne Handvorhalten geschieht. Hygienemaßnahmen gibt es so gut wie keine, also ist es fast unmöglich, sich nicht auf die harte Tour zu Immunisieren. Auch uns erwischt es ziemlich stark und wir versuchen uns so gut wie möglich von zwei viralen Infekten zu erholen. Das gelingt uns nur so mittelmäßig, da jetzt in Islamabad die kälteste Zeit des Jahres ist. Die Luft ist unglaublich feucht, die Sonne kommt nur sehr selten und kurz durch die dicke Nebelschicht. Kleidung, die wir zum Trocknen aufhängen, bleibt über Tage hinweg gleich feucht und die Kälte hat sich in unser Bett eingeschlichen. Zum ersten Mal wünschen wir uns eine Heizung im Bus. Die feuchte Kälte lässt sich nur beim Schlafen durch unsere Schlafsäcke fernhalten. So verbringen wir mit den anderen Reisenden gemeinsam Silvester schwer angeschlagen und ohne Alkohol oder Feuerwerk auf dem Parkplatz in Islamabad.

 

 
 

In den ersten Tagen im neuen Jahr trudeln bei vielen Reisenden am Parkplatz positive Neuigkeiten ein. Das erste Visum ist da! Auch wir haben eine Vorladung in die indische Botschaft erhalten und fahren am nächsten Tag mit gemischten Gefühlen in die abgeriegelte Enklave, wo sich fast alle Botschaften befinden. Dort trauen wir unseren Ohren nicht, als der nette Beamte einfach eine schönere Unterschrift auf die vorhandene haben will und uns dann sofort wieder wegschickt. Er vertröstet uns noch um ein paar Tage. Wie wir später herausfinden werden, wird unser Visum erst seit dem Tag bearbeitet, wo die meisten anderen ihres schon erhalten haben.

Eineinhalb Wochen dürfen wir noch in Pakistan bleiben, dann läuft unser Visum aus und wir sollten das Land verlassen. Doch wohin, denn die indischen Visa sind alles, was uns noch hier hält. In den Iran können wir auch nicht wieder so leicht zurückfahren. Nach und nach bekommen alle unsere Freund*innen am Parkplatz ihre Visa ausgestellt. Sogar bei den Radfahrer*innen, die früher nach Lahore aufgebrochen sind, wurden die Visa schon dorthin geliefert. Der Parkplatz wird immer leerer und wir immer nervöser. Bei der obligatorischen Visaagentur vertröstet man uns jeden Tag, bis der Mitarbeiter uns am Freitag mitteilt, dass die Visa erst in der nächsten Woche ausgestellt werden. Am Dienstag laufen unsere Pakistan-Visa aus, also nehmen wir uns vor, am Montag in der Agentur Druck zu machen.


Wir verbringen noch ein schönes, hoffentlich letztes Wochenende in den Wänden und grünen Wäldern um Islamabad und dürfen in den Margalla Hills sogar unsere erste eigene Kletterroute bohren. Wir werden bei lieben Menschen zu Kaffee und Tee und netten Gesprächen eingeladen und machen schon Pläne für das nächste Mal, wenn wir hier in Pakistan sind. Auch wenn wir von Pakistan nicht viel gesehen haben, pakistanische Gastfreundschaft ist etwas, was wir lange in Erinnerung behalten werden.


 
 

Am Montag, dem Tag bevor unsere Visa auslaufen, machen wir in der Visaagentur Druck. Wir müssen einen zweistündigen Sitzstreik veranstalten, bis der Beamte zur Botschaft aufbricht, um unsere Reisepässe zu holen. Wir haben schon fast das Gefühl, gewonnen zu haben, als der Beamte mit unseren Pässen wieder bei uns auftaucht und uns schon was zum Unterschreiben gibt. Nach kurzer Kontrolle sehen wir, dass keine Visa eingeklebt wurden. Jetzt eskaliert die Situation, es gibt laute Wortwechsel, oder eher Drohungen von unserer Seite. Erklärungsversuche, zittrige Hände und eine schweißbedeckte Stirn auf der anderen Seite.

Es nützt alles nichts, wir müssen uns wohl selbst darum kümmern, dass die Beamten der indischen Botschaft ihren Job erledigen. Also sitzen wir zu Mittag im Taxi, das uns zum Shuttlebus der Botschafts-Enklave bringt. Dort kennen wir das Prozedere schon gut und sitzen wenige Minuten später im besagten Shuttlebus. Diesem Shuttlebusfahrer schildern wir als circa zehnter Person an diesem Tag, was für ein Problem wir haben. Wir bringen unser Anliegen so gut rüber, dass der Busfahrer vor lauter Mitleid anbietet, uns bei sich aufzunehmen. Er hat ein großes Haus, in dem wir schlafen und warm duschen könnten, bietet uns an, bei sich und seiner Familie zu wohnen. Pakistanische Menschen sind einfach viel zu hilfsbereit. Wir bedanken uns, brechen aber fest entschlossen zu unserer Mission in der indischen Botschaft auf.

Vor dem richtigen Botschaftsgebäude angekommen beantworten wir dem davorsitzenden pakistanischen Spion alles, was er hören will. Er merkt, wir sind gereizt und ist selbst gespannt, was wir hier vorhaben. In das Botschaftsgebäude darf er nicht hinein und die indischen Beamten selbst nicht hinaus. Das ist auf einer langen Streitigkeit zwischen Indien und Pakistan begründet. Es ist nahezu unmöglich für beide Nationen, in das jeweils andere Land zu reisen.

Dem ersten Beamten hinter Gitter erklären wir zunächst höflich unsere Situation. Nach einigen Minuten holt er seine Vorgesetzte. Dieser Frau schildern wir unsere Situation mit mehr Nachdruck und einer Mischung aus Mitleidsmasche und Reiseabbruchsplänen. Wir erklären ihr, dass es drei Möglichkeiten gibt, wie wir das Botschaftsgebäude wieder verlassen: 1: wir bekommen unser Geld zurück (100€ pro Person), 2: wir gehen mit eingeklebten Visa wieder raus, 3: die Security muss uns abtransportieren.

Wir sind uns sicher, dass wir heute nicht leer ausgehen werden. Die Frau lässt sich jedoch nicht so leicht weichklopfen. Immer wieder versucht sie, uns zu erklären, dass die Person, die Visa ausstellen darf, nicht da sei, dass die Person erst nächste Woche wiederkommen würde. Der indische Diplomat wird jeweils für vier Jahre in diese Botschaft versetzt. Er kann ja nicht einfach so durch Pakistan marschieren, also muss er da sein. Die Frau geht mehrmals ins Hinterzimmer, schickt ihren Kollegen, wir lassen nicht locker.


Mittlerweile haben wir unseren Wunsch, über Landweg nach Indien einzureisen, völlig verschmissen. Wir erklären ihr mit einer ehrlichen Ernsthaftigkeit, dass uns Indien nicht verdient hat und wir viel lieber das Geld als die Visa haben wollen, um damit einen Flug nach Thailand bezahlen zu können. Das nagt dann doch an ihrem Nationalstolz und sie geht nochmal weg, um den Diplomaten doch noch zu bewegen. Und tatsächlich wirken unsere Überredungskünste: Nach zweistündiger Verhandlung lässt sich endlich der Diplomat blicken, der offiziell heute auf Urlaub ist. Mit ihm diskutieren wir nochmals ein paar Minuten und fordern unser Geld zurück. Daraufhin erklärt er fast beleidigt, dass Indien ein schönes Land ist und wir heute noch unsere Visa bekommen sollen. Jetzt gibt es nur noch ein Problem: unsere Reisepässe, wo unsere Visa eingeklebt werden sollen, sind noch bei dem Beamten der Visaagentur, weil er sie uns ohne Unterschrift nicht aushändigen wollte. Um kurz vor Ladenschluss der Enklave schafft es dieser Beamte gerade noch rechtzeitig, unsere Pässe zur Botschaft zu bringen, wo die Visa schon darauf warten, eingeklebt zu werden. Der Visaprozess, welcher schon drei Wochen lang dauert und wo inzwischen wegen Lappalien nichts passiert ist, konnte im Endeffekt innerhalb von zehn Minuten abgeschlossen werden. Auf einmal waren unser Kontostatus, Impfzertifikate, Einladungsschreiben und nette Vorstellungsbriefe völlig egal und wir haben so wie alle anderen ein 3-monatiges Indienvisum erhalten. Ein wenig ernüchtert verlassen wir die Botschaft.

Wir fahren wohl doch noch nach Indien rüber. Nach diesem stressigen Tag, der mit einem Sitzstreik begonnen hat und mit der Drohung an den indischen Diplomaten fast unseren Plan, nach Indien zu fahren, beendet hat, gönnen wir uns ein letztes Mal ein Essen in unserem französischen Stammlokal.


Am nächsten Tag geht es für uns schon weiter nach Lahore, der letzten Stadt vor der Grenze. Dort machen wir halt bei Hussain, der unsere Einladung für Pakistan geschrieben hat. Er empfängt alle „Overlander“ in seinem Garten, wir dürfen dort warm duschen und werden verköstigt. Dort ist es an der Zeit, alten Ballast loszuwerden. Wir bauen endlich unsere Sitzbank aus, um mehr Platz im Bus zu haben. Unsere Fahrräder lassen wir auch bei ihm, denn in Indien wird es leichter sein, wenn wir nicht so lang sind. Außerdem fällt unser Bus dann nicht sofort jedem auf. Länger als eine Nacht können wir hier diesmal leider nicht bleiben, denn unsere Pakistan-Visa sind am Vortag abgelaufen. Seit diesem Tag sind wir also illegal in dem Land. Hussain verspricht, sich gut um unsere Räder zu kümmern und sie seiner Gesundheit zuliebe auch mal auszuführen.

Nach dem Frühstück verabschieden wir uns und fahren Richtung indischer Grenze. Die Straße, die Richtung Wagha Border, also der einzig offenen indisch-pakistanischen Grenze führt, wird immer leerer. Die letzten Kilometer befindet sich außer uns kein anderes Fahrzeug auf der Straße. Pakistanis ist es verboten, nach Indien einzureisen und umgekehrt genauso. Ebenso gibt es keinen Warenverkehr zwischen diesen Ländern, weshalb auch kein einziger LKW an der Grenze wartet. Eine Grenze ohne LKWs, das ist ein für uns komisches und völlig surreales Bild.


 
wir fahren auf der leeren Grenzstraße auf die Flagge im Nebel zu
leere Straße zur Grenze mit Flagge im Nebel
 

Wir erreichen die pakistanische Seite der Grenze und starten die Formalitäten. Kurz hat es gebraucht, aber es fällt schließlich doch einem wachsamen Beamten auf, dass unsere Visa für Pakistan schon abgelaufen sind. Sie sind aber so nett und stellen uns nach kurzer Befragung direkt an der Grenze kostenlos eine Verlängerung von einem Tag aus. Diesen Stempel bekommen wir direkt auf die gegenüberliegende Seite, wo sich das Visum für Indien befindet. Das führt später in Indien noch öfter zu Irritationen, da so jeder sofort sieht, dass wir in Pakistan gewesen sind. In diesem Grenzhaus treffen wir auch zufällig unsere deutschen Rad fahrenden Freund*innen Johanna und Stefan, mit denen wir seit der Eskorte durch Baluchistan bis Weihnachten Zeit verbrach haben. Sie waren früher nach Indien aufgebrochen, weil sie ihre Visa früher hatten, wurden aber von einer schlimmen Lebensmittelvergiftung für eine Woche aufgehalten. So treffen wir sie zufällig wie vor einem Monat schon an der iranisch-pakistanischen Grenze jetzt an der pakistanisch-indischen wieder.

In einem kleinen Büro tauscht uns ein Beamter unter dem Tisch pakistanische Rupien zu einem guten Kurs in indische Rupien um. Die zwei Beamten, welche unsere Fahrzeuginspektion durchführen, nehmen es sehr genau und finden ganz weit unten in unserem Kühlschrank zwei vergessene pakistanische Bier, die wir vor Weihnachten besorgt haben. Für eine Tafel Schokolade verzeihen sie uns das Vergehen und lassen uns die Bier nach Indien mitnehmen.

Dann dürfen wir einem Beamten zur indischen Grenze nachfahren. Extra für uns werden die beiden Tore, zuerst das pakistanische Grenztor, dann das indische geöffnet und als erstes und einziges Fahrzeug an diesem Tag passieren wir die Grenze nach Indien. Auf indischer Seite fahren wir durch das Stadium, wo sich schon Leute für die später stattfindende Grenzzeremonie einfinden.


 
 

Wir haben tatsächlich Indien erreicht! Fast ein ganzes Jahr, nachdem wir Österreich verlassen haben, sind wir in unserem Zielland angekommen. Wir sind überwältigt und spüren in uns, dass diese Reise hier nicht zu Ende ist, sondern, dass sie jetzt erst begonnen hat.

 

 

Etappe 11


2690km


 

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