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AutorenbildVanessa & René

Kletterparadies Sizilien!

Sizilien war unser erstes großes Ziel, seit wir Ende Jänner in Österreich gestartet sind. Von den unzähligen Sportklettermöglichkeiten haben wir Ende Februar, als wir in Palermo angekommen sind, noch nichts geahnt. Zwei Wochen waren für Sizilien geplant, es sind insgesamt sechs daraus geworden, nicht nur aber großteils wegen den vielen Klettermöglichkeiten.


Unser erstes Kletterziel ist San Vito Lo Capo. Am Abend erreichen wir die Stadt und bei einem Spaziergang entdecken wir noch einen Laden, der Kletterführer von Sizilien verkauft. Wir schlagen zu und haben eine Nachtlektüre.

 
 

Im Kletterführer entdecken wir unglaublich viele Spots, verteilt auf ganz Sizilien. Die Mehrseillängen wurden in der neuesten Ausgabe leider rausgelöscht, es sollte noch ein eigener Führer nur für Mehrseillängenrouten erscheinen, wir haben uns bei Locals durchgefragt und auch schöne Touren gefunden. Hier ist ein kleines Review von den von uns besuchten Klettergärten und Mehrseillängen:


San Vito lo Capo - Zoo, Scotties World, Orange Wall, Pizzo Monaco, Sinistra Pietraia

Wir parken hier am Meer gegenüber der Kletterwände mit unzähligen Sektoren und nie endenden Routenmöglichkeiten. Die meisten Menschen, die nach Sizilien zum Klettern kommen, klettern nur hier, weil die Auswahl an Routen einen mehrwöchigen Kletterurlaub nicht langweilig werden lässt. Jetzt, Mitte Februar haben sich nur wenige Kletterfreaks hierher verirrt, obwohl das Wetter perfekt für die hauptsächlich südwestlich ausgerichteten Routen ist.

 
 

Wir satteln die Räder und fahren zu unserem ersten Sektor. Der Fels ist hier sehr scharfkantig und rau, aber kompakt. Wir genießen die Klettertage in den Sektoren Zoo, Scotties World & Orange Wall zwischen Meeresrauschen, Abkühlungen im Meer und kulinarischen Köstlichkeiten. Der Fels ist so rau, dass unsere Schuhe sehr darunter leiden und Vanessas Schuh, der nicht mehr der neuste war, ein Loch bekommt. Der einzige Nachteil hier ist, dass es unzählige Kletterrouten, jedoch keine Klettershops gibt. Das gilt für ganz Sizilien und wird uns erst bewusst, als wir am Abend das ganze Internet nach Möglichkeiten für Besohlung oder neue Schuhe durchforsten.

Der Klettershop im Ort, welcher auch auf Instagram zu finden ist, existiert leider nicht mehr, an der von Google Maps angezeigten Stelle ist stattdessen ein Feinkostladen. Dieser wird zumindest für den Einkauf von gutem italienischen Kaffee verwendet. Der Ort San Vito Lo Capo ist im Februar ohnehin ausgestorben, sogar viele Lebensmittelgeschäfte haben im Winter geschlossen. Wir sehen am Abend bei unserem Schlafspot den Hund vom ehemaligen Klettershopbesitzer, welchen wir zuvor auf Instagram gesehen haben, bei uns vorbeilaufen. Gedankengang: „Der Hund von Daniele ist hier, das heißt der Routenbauer und Klettershopbetreiber muss auch in der Nähe sein!“ Wir schreiben der Nummer, die angeben ist und bekommen unerwartet am selben Abend noch eine Antwort, dass wir uns am nächsten Morgen bei ihm treffen. Die angegebene Adresse ist zufällig nur 200m von unsrem Parkplatz weg. In der Früh machen wir uns am Weg und werden freundlich und mit guter Musik empfangen. Daniele Arena, Routenschrauber und bekannt in der Kletterszene Siziliens, heißt uns willkommen. Er kann uns mit den Schuhen weiterhelfen und die Klettertage sind gerettet. Daniele empfiehlt uns eine Mehrseillängentour in der Nordwand des Pizzo Monaco, wir dürfen uns die Topo aus seinem Führer abfotografieren. Die Schuhe werden noch am selben Tag getestet und wir planen die Mehrseillänge für den nächsten Tag. Dieser startet mit angenehmen 20 Grad, perfekt für eine Nordwandroute am Pizzo Monaco. Wir fahren mit dem Rad bis kurz vor den Wandfuß. Die Tour startet mit traumhaft langen, steilen, leicht überhängenden Passagen. In der Mitte der Tour wird kurz gejausnet.

 
 

Nach weiteren Genussseilängen mit angenehmer Temperatur erreichen wir das Top. Hier windet es sehr stark und wir seilen bis zu einer Scharte ab, wo der Wind immer stärker wird und uns fast verbläst.

 
 

Es wollte nicht anders sein und der Wind verbläst das Seil so, dass es sich nicht mehr abziehen lässt. Nach einer kurzen Prusikeinlage klappt es endlich, wir seilen weiter ab und fahren mit Stirnlampen zurück zum Bus.

Die nächsten Tage testen wir noch ein Sportklettergebiet: Sinistra Pietraia, direkt hinter einem Campingplatz, wo es nach dem Klettern eine gratis Dusche gibt. Nach einigen Tagen in der Gegend San Vito Lo Capo entscheiden wir uns, weiterzuziehen und peilen noch einen Spot in der Nähe von Trapani an.


Custonaci - Point Break

Wir wachen am Meer in der Nähe von Trapani auf und machen uns nach dem Frühstück am Weg zum Kletterspot. Die Parkplatzsituation Vorort ist nicht die beste und wir parken vor einem alten geschlossenen Hoteltor. Das Klettergebiet hat nur wenige Routen, das Kletterfoto im Führer zeigt eine sehr beeindruckende Wand, weshalb wir das Gebiet testen wollen. Der Führer hat eine Kategorie „Familienfreundlich (Ja/ Nein)“. Das Gebiet ist als familienfreundlich angegeben, und wir fragen uns schon während dem Zustieg, was das für Familien sein müssen, die das so sehen. Der Zustieg führt über Gestrüpp, Felsen, Sträucher und der Weg ist nicht ersichtlich. Als wir uns durch das dichte Gras kämpfen, schrecken wir ein paar Schlangen auf. Zum Glück kann man die Wand erkennen. Am Wandfuß angekommen, sticht René, dem Bienenallergiker, gleich mal eine Biene in die Hand und es wird kurz die Reaktion abgewartet. Eine leichte Schwellung hält uns nicht davon ab, die Wand zu testen.

 
 

Am Abend schwillt die Hand immer mehr an und schmerzt, was erst nach ein paar Tagen wieder abklingt. Zum Glück waren ein paar Tage Kletterpause geplant. Wir nützen die nächsten wechselhaften Tage, um in den Süden von Sizilien zu gelangen und peilen ein Gebiet bei Ragusa, in der „Cava d‘Ispica“, an.


Cava d‘Ispica - Pernamazzone

Am Abend kommen wir dem Gebiet näher. Die Route führt uns auf eine Schotterstraße, welche immer steiler in die Schlucht hinunterführt und einige enge Kehren hat. Die letzte Kehre ist fast etwas zu eng, aber nur fast. Wir parken unten in der Schlucht und am nächsten Morgen wird uns der traumhafte Platz, an dem wir hier parken, erst richtig bewusst. Kein Handyempfang lässt uns hier noch mehr die Natur und Ruhe genießen und die Zeit übersehen. Fast eine Woche verbringen wir hier, nicht nur zum Klettern, auch zum Wandern.

 
 

Wir machen uns am Weg zu den Wänden und sind begeistert von der Atmosphäre. Am zweiten Morgen, als wir noch bei Kaffee und Tee verschlafen in der Bustür sitzen, kommen zwei sympathische junge Sizilianer vorbei, um kurz mit uns zu quatschen. Sie sind am Weg zum Kletterspot, wohin sie uns gleich mitnehmen. Am Weg zur Wand erfahren wir tolle Geschichten und finden vielen wilden Spargel, der super zu Pasta schmeckt. Beim Spot treffen wir nach Daniele Arena zufällig eine weitere Person aus dem Kletterführer, Stefano Di Lorenzo und Andrea Ragusa. Stefano empfiehlt uns ein paar Kletterspots, die wir anfahren sollen und einen tollen Parkplatz bei einem davon. Den nächsten Tag nützen wir für eine Wanderung durch die Schlucht. Nach einigen genüsslichen Tagen in der Schlucht machen wir uns am Vormittag am Weg zum Klettergebiet Pandora.


Modica - Pandora

Der Zustieg führt hier zuerst bergab in die Schlucht, wo wir nach einigen Minuten eine riesige Höhle mit eindrucksvollen Routen erreichen. In diesem Gebiet befindet sich die zweitschwerste Kletterroute auf Sizilien, wodurch hier die „einfacheren Routen“ teilweise etwas poliert sind.

 
 

Die letzten Tage spüren wir bereits in unsren Unterarmen und Fingern und wir lassen den Klettertag etwas früher ausklingen und machen uns noch gemütlich am Weg Richtung Siracusa. Wir planen zur Regeneration ein paar Tage Kultur ein.


Canicattini- Antro dell‘Eco, Nome e Cognome, Paradox Wall, Pisciotta, Contralfano

In Canicattini füllen wir noch unsere Wasserreserven bei einer Quelle auf und parken dann zwischen zwei Schluchten mit den jeweiligen Klettergebieten. In Antro dell‘Eco geht der Zustieg wieder zuerst steil bergab und wir erreichen wieder eine unglaubliche Höhle.

 
 

Uns beeindruckt eine Route so sehr, dass wir noch einen zweiten Tag in diesem Gebiet verbringen. Der nächste Spot, Nome e Cognome, ist eine Südwand und für diesen Tag ist wenig Wind und strahlend blauer Himmel angesagt. Wir sind etwas überfordert mit den heißen Temperaturen, weil wir nicht mit dieser „Hitze“ gerechnet haben. Wir verglühen geradezu in der Sonne und beenden den Tag etwas früher.

 
 

Am nächsten Tag ist wieder etwas mehr Wind angesagt und wir stellen uns auf wärmer werdende Temperaturen ein. Wir fahren in der Früh ca. 1,5km zum angegebenen „Parkplatz“, welcher eine Linkskurve auf einer steilen Schotterstraße ist. Wir parken in der Kurve und machen uns auf den Weg zu den Routen. Der Zustieg ist ein wunderschöner Wanderweg durch die einsame Schlucht und wir erreichen nach ca. 15-20min den Spot Paradox Wall. Die Routen sehen hier unglaublich schön aus und sind phasenweise durch Sintern geprägt. Wir suchen uns einige schöne Routen heraus.

 
 

Wir entscheiden uns, zum Abwärmen noch jeweils eine Route aus den Gebieten Paradox Wall & Pisciotta zu klettern. Die Zustiege sind hier sehr verwachsen und die Routen werden hier wahrscheinlich nicht so oft geklettert. Die letzte Route geht mitten durchs Gebüsch und brennt schon etwas in den Fingern, wir freuen uns, den erfolgreichen Tag zu beenden. In den nächsten Tagen planen wir Kultur in der Totenstadt Pantalica.


Monti Climiti - Pantalica

In Pantalica parken wir direkt am Rand der Schlucht. In den nächsten Tagen erkunden wir die Steingräber von Pantalica und die unglaublich schönen Canyons. Am letzten Tag klettern wir noch ein paar Routen im Canyon. Vom Wanderweg aus haben wir schon einen guten Blick auf die Wand und die Routen.

 
 

Der Zustieg führt wieder zuerst verwachsen bergab und bei einer riesigen Höhle vorbei. Wir wählen ein paar gemütliche Routen aus und machen uns am Abend auf den Weg zum Übernachtungsplatz in den Bergen, den uns Stefano empfohlen hatte.


Buccheri - Gole della Stretta

Der Platz ist unglaublich schön und wir haben hier wieder einmal kein Netz und genießen die Ruhe. Am nächsten Morgen machen wir uns am Weg in die Schlucht. Bei Kaffee und Tee werden wir schon von Kletterern begrüßt, welche wir in Antro dell‘Eco getroffen hatten.  Beim Kletterspot angekommen, ist in den Routen schon einiges los. Wir wärmen gemütlich auf und suchen uns ein paar Routen aus dem Führer. Bei einer kurzen Pause kommen wir mit der Kletterguppe von Antro dell‘Eco ins Gespräch. Zufälligerweise ist Christian Leube bei dieser Gruppe dabei, welcher einige der schwierigsten Routen in Sizilien erschlossen hat. Nach dem gemütlichen Tratsch werden noch ein paar wirklich fototaugliche Routen geklettert und wir genießen die tolle Atmosphäre.

 
 

Gegen Abend zeigen wir Christian Leube und seinen Kletterfreund*innen unseren Bus und gönnen uns ein kühles Bier und süße Orangen aus Pantalica. Von ihm bekommen wir auch die Nummer des Bergführers, welcher in Niccolosi einen der zwei Klettershops auf Sizilien betreibt und den Etna kennt wie seine Hosentasche. Ohne es auszumachen, werden wir auch ihn zufällig kennenlernen, aber dazu mehr in diesem Beitrag. Am nächsten Tag klettern wir noch einige Routen in dem Gebiet, welches wir uns diesmal nur mit einem französischen Pärchen teilen. Wir fühlen uns heute sehr gut und schaffen einige eindrucksvolle Routen. Die Nacht verbringen wir noch am Parkplatz zwischen den Olivenbäumen, ehe wir uns am nächsten morgen auf den Weg nach Catania machen. Nach zwei Tagen Catania sind wir schon unterwegs Richtung Etna, wo wir den höchsten und aktivsten Vulkan Europas besteigen.


Etna - Acqua Rocca, Sarbaggio

Nach einer erfolgreichen Etnabesteigung peilen wir das nahe gelegene Gebiet Acqua Rocca für eine Mehrseillänge an. In der Zustiegsbeschreibung steht, die Wand ist bereits vom Parkplatz gut sichtbar, was der Fall ist. Uns verwirrt nur, dass die angegebene Himmelsrichtung 180 Grad entgegengesetzt ist. Nach kurzer Verwirrung peilen wir die sichtbare Wand in der entgegengesetzten Himmelsrichtung an. Am Wandfuß angekommen, liegt noch sehr viel Schnee beim Einstieg und die Wand sieht feucht wie ein Wasserfall (Acqua Rocca) aus.

 
 

Nach einem kurzen Test bemerken wir, dass der Fels aus Basalt komplett trocken ist und durch das Wasser so glänzend poliert wurde. Der Fels ist hier pechschwarz und bietet eine eindrucksvolle Kulisse für unsere Tour. Wir starten aus dem Schneefeld in die Tour und genießen glatte Risse und Kamine. Am späten Nachmittag machen wir uns noch am Weg zu einem weiteren Basalt-Gebiet. Wir übernachten bei einem naheliegenden Friedhof, weil die beschriebene Zufahrt für den Parkplatz in eine 36 Grad steile Straße führt und wir uns nicht sicher sind, ob wir, oder besser Elke, diese je wieder hinauf kommen würden. Am nächsten Tag parken wir bei einem Gewächshaus in der Nähe und fahren mit unseren Rädern weiter. Nach einer kurzen Radfahrt und anschließender Wanderung durch das Flussbett erreichen wir das Gebiet. Der im Führer angegebene „Fluss“, welcher im Winter wegen seiner großen Wassermenge zum Problem werden kann, führt hier wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten kein Wasser mehr und Schlangen sonnen sich auf den warmen Steinen. Der Basaltfels hat hier eine komplett andere Farbe und erinnert etwas an ein Granitklettergebiet.

 
 

Die Einstiege sind hier sehr verwachsen und wir haben etwas Mühe und Not, in die Routen zu starten. Der Fels ist dann unglaublich kompakt und griffig und die Mühe wert. Die von der Sonne angestrahlte Südwand lässt den Basalt phasenweise sehr warm werden, was hier im Sommer sicherlich problematisch werden kann. Nach einigen schönen Touren machen wir uns am Rückweg und peilen unser letztes Gebiet auf Sizilien an.


Taormina - Stockholm

In Taormina parken wir nicht beim angebenden Parkplatz, sondern im Nebenort beim Strand. In der Früh sehen wir dann vom Strand aus die Felswand und wir entscheiden uns, von hier aus hinzuwandern. Nach ca. 20min erreichen wir die unglaublich überhängende Wand direkt am Meer. Das Wasser erreicht an manchen Stellen fast die Einstiege der Routen. Wir probieren hier einige eindrucksvolle Routen. Ein Local bietet uns an, uns in einer Route zu fotografieren und macht ein paar tolle Bilder.

 
 

Wir beenden den Tag mit einer Acro Yoga Session. Am nächsten Tag starten wir mit Acro Yoga und probieren uns danach noch durch einige Routen. Wir übertreiben fast etwas mit dem Hintergrundwissen, dass das vorerst der letzte Klettertag auf Sizilien ist und wahrscheinlich bis Albanien kein Fels angefahren wird. Wir genießen den Tag und machen uns noch am selben Tag auf den Weg zu einem Paar von Couchsurfing in Milazzo, welche uns zum Essen eingeladen haben.


Sizilien ist wegen der vielen Möglichkeiten zu klettern, der nicht touristisch erschlossenen Natur und dem warmen Klima ein ideales Winterklettergebiet, bietet aber auch im Sommer, wenn mehr Leben in den Orten und bei den Felsen ist, ein unvergessliches Abenteuer. Für uns ist es ein wahres Kletterparadies!

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